DER GARTEN DER SÜCHTE
Dokumentarische Arbeit mittels
3D-Scans
Ausgabe in VR Immersion
2017
«Der Garten der Süchte» ist eine interaktive Dokumentation, die mittels Web-Interfaces
die Besucher und Besucherinnen auf eine visuelle Reise mitnimmt. Eine digitale, dreidimensionale Erfahrung zwischen Zeit und Örtlichkeit, zwischen Platzspitz der Neunziger
Jahre und der Langstrasse von Heute.
«Der Garten der Süchte» bezieht sich auf den heutigen hedonistisch geprägten Lebensalltag. Es ist eine Allegorie, wie sie Hieronymus Bosch mit seinem Werk «Im Garten
der Lüste» malte. Bosch stellte die Frage nach Moral und Sünde und der Darstellung
von religiösem Einfluss im Mittelalter – Fragen, die sich mit etlichen Phänomenen
unserer Zeit in Relation bringen lassen.
Ein multidimensionales Triptychon, das auseinanderliegende Geschehnisse miteinander
verbindet und den Bogen vom Paradies über die Welt bis zur Hölle spannt.
Eine kurzlebige Geistererscheinung hatte zu Beginn der neunziger Jahre die Schweiz und
insbesondere die Stadt Zürich im Griff, die am Platzspitz manifest wurde. Die damalige
offene Drogenszene wurde bis heute ausgiebig behandelt. In Zeitungen und Büchern
wurden Zeitdokumente aufbereitet. Darin wurde diese Phase in einer für ein breites
Publikum aufbereiteten Form erfahrbar gemacht. Diese künstlerische Projekt geht weit
darüber hinaus und greift Themen auf, die sich aus dem historischen Zusammenhang
ergeben und ihre Gültigkeit bis heute nicht verlieren: So wie damals Heroin dazu diente,
aus jener erstarrten Gesellschaft zu entfliehen, sollen heute nicht minder dubiose Mittel
dabei helfen, mit stetig steigendem Leistungsdruck auszukommen. Mit dem Wegfall
religiösen Glaubens wächst der Zweifel an der eigenen Existenz.
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Unser Dasein orientiert sich an einer neuen Lust: die der eigenen Selbstdarstellung im
kollektivem Narzissmus. Unsere Zeit nutzen wir dafür, unsere Körper zu optimieren, die
Karriere voranzutreiben oder Social-Media-Profile zu pflegen. Permanent online und
den Blick stetig auf unsere Bildschirme gerichtet, holen wir uns alles Wissen der Welt
auf unsere Hand. Viele opfern ihr Dasein der täglichen Verrichtung am Arbeitsplatz,
die eher der Selbstkasteiung gleichkommt als der Selbstbestimmung. Wir sehnen die
Zeit nach Arbeitsschluss herbei, eilen ins Fitnessstudio und entfliehen Alltag in einer
exzessiven Ausgangskultur im Zelebrieren der Nacht. Mit rhythmischen Bewegungen
tanzen wir uns zu repetitiver Musik in Ekstase. Die Mehrwertsteuer ersetzt die Kirchensteuer von damals, alte Ikonen werden durch kurzlebige Superstars kompensiert. Auf
der Suche nach Geborgenheit vögeln sich andere mit Tinder innert kurzer Zeit durch
die halbe Stadt – Sex, der zu Eigenschaften von Fast Food degeneriert oder doch freie
Liebe? Alles, was die Produktion fördert, wird geduldet. So erhält jede Epoche seine
Arznei, die Gesellschaft gleitet zunehmend in ihr eigenes, künstliches erschaffenes, Pa-
radies. Esswaren ohne Zuckerzusatz sucht man in den von Waren übersättigten Handel
vergeblich. Nahrungsmittel ohne Süssstoffe werden nicht ohne Grund kaum angeboten.
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Was haben diese Phänomene miteinander gemein, die sich wie eine aufflammende Epidemie durch die meisten Altersgruppen und durch sämtliche soziale Kreise durchziehen?
Und was hat Heroin damit zu tun? In meiner Arbeit gehe ich diesem Faszinosum der
Gewohnheit sowie der Abhängigkeit in den verschiedenen Erscheinungsformen nach
und thematisiere deren Verschiebung von einem in das andere System.
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«Der Garten der Süchte» stellt eine virtuelle Sphäre dar, die von
überall her online zugänglich sein soll und ohne einer Ausstellung im klassischen Sinne
auskommt. Eine Welt zu erschaffen, die Einblick in der Zürcher Drogenszene der 90er verknüpfte Biografien und Erlebnisse gewährt. Zugleich bezieht sich die Arbeit dank des Einbezug aller recherchierten
Informationen und Artefakten, die sich parallel dazu ansammeln, auf die heutige
urbane Gegenwart.
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DER GARTEN DER SÜCHTE - PREVIEW